09:43

Feuer und Wasser
Predigt zu Jes 43,1–7

119 Trinitatis, 4. Juni 2023, Frankfurt

Das Feuer besteht aus Zorn und Streit. Sie wühlen das Meer der Schuld und der Verletzungen auf. Wenn du deine Lieblingsmenschen umarmen willst, musst du da rüber. Auf deinem Lebensweg nach Hause ins gelobte Land, ist Jesus bei dir – alle Tage – weil Gott dich liebt.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater,
und dem Herrn Jesus Christus. Amen.

Ihre Eltern haben für Michelle
folgenden Taufspruch ausgewählt,
den ich uns mit etwas Kontext lese,
aus dem Buch des Propheten Jesaja im 43. Kapitel:

1Und nun spricht der Herr,
der dich geschaffen hat, Jakob,
und dich gemacht hat, Israel:

Fürchte dich nicht,
denn ich habe dich erlöst;
ich habe dich bei deinem Namen gerufen;
du bist mein!

2Wenn du durch Wasser gehst, will ich bei dir sein,
dass dich die Ströme nicht ersäufen;
und wenn du ins Feuer gehst,
sollst du nicht brennen,
und die Flamme soll dich nicht versengen.

3Denn ich bin der Herr, dein Gott,
der Heilige Israels, dein Heiland.

Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben,
Kusch und Seba an deiner Statt,
4weil du in meinen Augen so wertgeachtet
und auch herrlich bist
und weil ich dich liebhabe.

Ich gebe Menschen an deiner Statt
und Völker für dein Leben.

5So fürchte dich nun nicht, denn ich bin bei dir.

Ich will vom Osten deine Kinder bringen
und dich vom Westen her sammeln,
6ich will sagen zum Norden: „Gib her!“
und zum Süden: „Halte nicht zurück!
Bring her meine Söhne von ferne
und meine Töchter vom Ende der Erde,
7alle, die mit meinem Namen genannt sind,
die ich zu meiner Ehre geschaffen
und zubereitet
und gemacht habe“.

Lasst uns beten: Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege! — Amen

Liebe Michelle,
liebe Familie Klein,
liebe Festgemeinde,

(1) Das Volk Israel war zerstreut über die ganze Welt.

Jesaja hatte noch zu ihnen gesagt:

Glaubt ihr nicht,
so bleibt ihr nicht.
1

Jetzt war der Krieg verloren,
Familien waren zerrissen,
Eltern waren getrennt von ihren Kindern,
Geschwister haben jahrelang nichts voneinander gehört.
In der Antike gab es kein Telefon,
kein Facetime oder Zoom,
nicht einmal eine zuverlässige Post,
die Briefe von A nach B bringt.
Wenn man seine Familie vermisst hat,
musste man also reisen.

Auf dem Gottesdienstblatt habe ich ein Bild abgedruckt,
wie die Lava aus einem Vulkan ins Meer fließt.
Das Gestein ist noch so heiß, dass es leuchtet,
und flüssig wie ein Kuchenteig.
Wenn es mit dem Wasser in Berührung kommt
fängt das sofort an zu kochen.
Dicke Dampfschwaden steigen an der Kante auf. —
Stell dir vor,
am anderen Ende dieser Insel
sind die Menschen,
die du liebhast.

Das Feuer besteht aus Zorn und Streit.
Sie wühlen das Meer der Schuld und der Verletzungen auf.

Wenn du deine Lieblingsmenschen umarmen willst,
musst du da rüber.

So spricht der Herr bei Jesaja:

Wenn du durch Wasser gehst,
will ich bei dir sein,
dass dich die Ströme nicht ersäufen;
und wenn du ins Feuer gehst,
sollst du nicht brennen,
und die Flamme soll dich nicht versengen.

In der Antike war Reisen sehr gefährlich.
Heute kommt der Krankenwagen,
wenn du dich unterwegs verletzt,
ein Hubschrauber,
wenn es ganz dringend.
Damals bist du eher an Ort und Stelle gestorben.

Gott verspricht hier seinem Volk,
dass ihre Familien wieder zusammenbringen wird.
Alle werden sich auf den Weg machen
und sich treffen im Gelobten Land
und Gott wird sie auf ihrer Reise begleiten
und schützen. —

Genau das selbe gilt für die Kirche
in unserem Herrn Jesus Christus.
Wir haben es gerade im Taufbefehl gehört:

Christus spricht: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage
bis an der Welt Ende“.
Mt 28,20

Dir gilt dieser Zuspruch. —

(2) Auf deinem Lebensweg nach Hause ins gelobte Land,
ist Jesus bei dir – alle Tage – weil Gott dich liebt.

Der Prophet Jesaja bringt das zum Ausdruck mit einer Rede,
wie sie ein antiker König führen würde.
Der König denkt von Ländern und Menschen als Besitz.

Für die Menschen,
die das hören,
war das sehr aktuell.
Sie waren ja gerade zum Spielball der Mächtigen geworden.
Der König von Babylon hat die gebildeten Familien
einfach mitgenommen als wären sie Sklaven.

Wer wird die Sklaven freikaufen?
Wer würde Geld raustun,
damit die Israeliten ihre Freunde und Familie wiedersehen?

Der Herr sagt bei Jesaja:

Ich habe Ägypten für dich als Lösegeld gegeben,
Kusch und Seba an deiner Statt,
4weil du in meinen Augen so wertgeachtet
und auch herrlich bist
und weil ich dich liebhabe. —

„Du bist mir wertvoll“,
sagt Gott hier zu seinem Volk.

Du bist mir wertvoll
und ich helfe dir,
die Sünde zu überwinden,
die dich von mir trennt
und die zwischen dir und den anderen Menschen steht.

Das ist eine starke Botschaft. —

Wie sollen sich die Ägypter fühlen?
Welche Botschaft steckt in diesen Sätzen für die Menschen
aus Kusch und Seba?
Die Botschaft von der Liebe Gottes für uns Menschen
ist so stark,
dass
– mit dem Abstand von Generationen – 
Menschen aus Ägypten, Kusch und Seba
diese Botschaft für sich gehört haben.
Es gab in der Antike Menschen aus heidnischen Völkern,
die Juden werden wollten.
Sie wollten dazugehören zu dieser Gemeinschaft
zwischen Gott und seinem Volk.
2

Im Neuen Testament schreibt Johannes:

So sehr hat Gott die Welt geliebt,
dass er seinen einzigen Sohn gab,
damit alle, die an ihn glauben,
nicht verloren werden,
sondern das ewige Leben haben.
3

Gott gibt,
was er hat,
was er selbst ist,
um die Beziehung herzustellen
zwischen Gott und dir.
Auf Gottes Seite heißt diese Beziehung „Gnade“.
Auf unsere Seite heißt sie „Glauben“.

Diese Botschaft ist so stark,
dass nicht nur Israeliten,
nicht nur Menschen aus Ägypten,
Kusch und Seba an Gott glauben,
sondern auch Menschen aus Darmstadt und Frankfurt.

Dir wurde in der Taufe Gottes Gnade zuteil
und der Keim des Glaubens ist in dir gepflanzt.
Aus der Taufe steigt man als Neuer Mensch,
4
ein neuer Mensch, in dem
- Zorn
- und Streit
- und Sünde nicht mehr herrschen.
Gott geht mit dir alle Tage
bis an der Welt Ende.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus!5 Amen.

1 Jes 7,9


2 Vgl. Jes 49,6 und öfter.


3 JOh 3,16


4 Vgl. Röm 6.


5 Phil 4,7


Manuskript zum Ausdrucken pdf, 3.4 MB)

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