13:37

Gnade, Liebe und Gemeinschaft
Predigt zu 2.Kor 13,13

190 Trinitatis, 15. Juni 2025, Frankfurt

Die Trinitätslehre ist keine biblische Geschichte, sondern der Versuch, einen Schritt zurück zu treten und die ganze Heilige Schrift (Alten und Neuen Testamentes) vollständig in den Blick zu nehmen.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des heiligen Geistes
sei mit euch allen!

Damit habe ich den Abschnitt für die Predigt verlesen.
Diese Predigt legt diesen Satz aus,
den letzten aus dem 2. Briefes des Apostel Paulus
an die Gemeinde in Korinth.

Lasst uns beten:
Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte
und ein Licht auf meinem Wege!
1 — Amen

Liebe Schwestern und Brüder,

(Einleitung)

die meisten Feste im Jahreskreis
begehen Ereignisse im Leben Jesu.
- Weihnachten,
- Epiphanias,
- Gründonnerstag,
Karfreitag,
- Ostern,
- Himmelfahrt,
- Pfingsten – das ist der Geburtstag der Kirche,
des Leib Jesu.
Jetzt,
eine Woche später,
ist Trinitatis. – 
Ich hab’ keine Geschichte,
die ich dazu erzählen könnte.

Die Trinitätslehre ist keine biblische Geschichte,
sondern eine Idee,
die von außen an die Bibel herangetragen wird.
Sie ist der Versuch,
einen Schritt zurück zu gehen
und die ganze Heilige Schrift (Alten und Neuen Testamentes)
vollständig in den Blick zu nehmen.
Dabei will man dem Roten Faden auf eine Formel bringen.
Dieses Anliegen erfüllt die Trinitätslehre sehr gut.
Deswegen wurde sie zu
der christlichen Art,
über Gott zu reden.

Ich lasse mir für diese Predigt
die Gliederung durch diesen letzten Satz
des 2. Korrinterbriefes vorgeben.
Ich werde die Stichworte des Apostels
für uns entfalten.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des heiligen Geistes
sei mit euch allen!

(1) Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus

(a) Christliches Denken über Gott
beginnt mit dem Glauben,
dass Gott in Christus Mensch geworden ist.

Das Wort wurde Fleisch,2

schreibt der Evangelist Johannes.
Dies ist keine metaphysische Spekulation
und redet nicht von einem astralen Geschen
irgendwo da draußen,
sondern Gott hat einen guten Grund so zu handeln
und eine konkrete Absicht,
die er verfolgt.

Denn also hat Gott die Welt geliebt,
dass er seinen eingeborenen Sohn gab,
damit alle, die an ihn glauben,
nicht verloren werden,
sondern das ewige Leben haben.
3

Hier kommt die Liebe Gottes ausdrücklich vor,
die gleich einen eigenen Abschnitt bekommt.
Da kann man sehen,
wie sehr das Handeln Gottes auf der einen Seite
durchdrungen ist seinem ganzen Wesen
und seiner ganzen Absicht.

Gott ist auf Beziehung aus
mit allen seinen Geschöpfen.
Doch insbesondere sein Ebendbild,
wir Menschen,
will er halten in seiner Gnade.
Es ist Freude im Himmel über das Vertrauen,
das wir „Glauben“ nennen.

(b) Matthäus und Lukas
erzählen von Jesus’ Kommen in diese Welt
in seinen Kindheitsgeschichte.
Die Weihnachtsgeschichte handelt von gewöhnlichen Menschen,
in deren Leben ungewöhnliche Dinge passieren.
Das sind echte Menschen mit echten Problemen.
Auf der Reise finden sie kein Hotel
und müssen im Stall kampieren.

Besser als nichts!

Und ihr Baby legen sie kurzerhand in eine Futterkrippe.

Das sind Menschen wie du und ich.
Und in ihr Leben kommen Engel
und kündigen Wunder an.
4
Könige besuchen sie
5
und ein alter Mann fängt an zu weissagen
mit dem Baby auf dem Arm:

29Herr, nun lässt du deinen Diener in Frieden fahren,
wie du gesagt hast;
30denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen,
31den du bereitet hast vor allen Völkern,
32ein Licht, zu erleuchten die Heiden
und zum Preis deines Volkes Israel.
6

Nicht „der Mensch“
oder „die Menschheit“
werden philosophisch überhöht,
sondern die Bibel erzählt von konkreten Personen,
Maria und Josef, Simeon im Tempel,
Jakob-Israel, der Gottesstreiter.
7
Das Volk Israel ist seine Nachkommenschaft,
von der die Bibel erzählt,
dass sie nicht weniger vor und mit Gott streiten,
als wir es tun.

Inmitten von uns allen lebt Jesus Christus.
Er reicht uns den Kelch und sagt:

Nehmt hin und trinkt alles daraus.
Dies ist der neue Bund in meinem Blut.
8

Das Stichwort „Bund“
begleitet uns durch den nächsten Abschnitt.

(2) Die Liebe Gottes

Den Intellektuellen
war es an verschiedenen Stellen der Geistesgeschichte
regelrecht peinlich,
von der Liebe Gottes zu sprechen.
Die Bibel kennt solche Eitelkeiten nicht.
Sie redet von Gottes Liebe,
seinem Zorn,
sogar von seiner Umkehr und Reue.
Der „unbewegte Beweger“
ist eine gute Idee für die Theorie.
Die Bibel verkündigt den lebendigen Gott,
der mit deinem Leben etwas zu tun haben will.

(a) Die erste Geschichte zwischen Gott und Mensch,
ist die Geschichte,
die sich ständig wiederholt,
im Großen und im Kleinen.
Gott gibt sein Gebot aus Liebe.
Adam übertritt es
und statt sich vorher Gedanken zu machen über Folgen,
wird er nachher kreativ,
wenn es an die Ausreden geht.
9

Doch selbst im Rauswurf kümmert sich Gott um sein Geschöpf.
Er stattet Adam und Eva mit Kleidung aus,
als er sie vor die Tür setzt.
10

Gottes Zorn währet einen Augenblick
und lebenslang seine Gnade.
11

(b)

Als aber der Herr sah,
dass der Menschen Bosheit groß war auf Erden
und alles Dichten und Trachten ihres Herzens nur böse war,
da reute es ihn, dass er die Menschen gemacht hatte,
und es bekümmerte ihn in seinem Herzen. […]
Aber Noah fand Gnade vor dem
Herrn.12

Auch Gottes Neustart ist nicht absolut.
Was hält Gott ab,
in seiner Allmacht unberechenbar
und beliebig zu sein? – 
Er selbst.

Gott sagt:

Ich richte meinen Bund so mit euch auf,
dass hinfort nicht mehr alles Fleisch verderbt werden soll
und hinfort keine Sintflut mehr kommen soll.
13

Das ist das Zeichen des Bundes,
den ich geschlossen habe zwischen mir und euch
und allem lebendigen Getier
auf ewig:
Meinen Bogen habe ich in die Wolken gesetzt;
der soll das Zeichen sein des Bundes
zwischen mir und der Erde.
Und wenn es kommt,
dass ich Wetterwolken über die Erde führe,
so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken.
14

Der Bund ist eine Liebeserklärung,
die nicht in Frage steht.
Der Regenbogen ist Gottes Ehering.
Wenn er auf den schaut,
erinnert er sich daran,
was war
und was ist.
Du lebst wie ein Kind geborgen in dieser Beziehung. —

(c) Der zweite Bund,
von dem die Bibel berichtet,
ist der Bund zwischen Gott
und seinem Freund Abraham.

Und der Herr sprach zu Abram:
Geh aus deinem Vaterland
und von deiner Verwandtschaft
und aus deines Vaters Hause
in ein Land, das ich dir zeigen will.
Und ich will dich zum großen Volk machen
und will dich segnen
und dir einen großen Namen machen,
und du sollst ein Segen sein.
15

Gott schließt einen Bund mit Abraham.
In dieser Beziehung zu einem konkreten Menschen,
zu seiner Familie
und zu seinem Volk,
spiegelt sich deine Beziehung zu Gott.
Durch deine Taufe bist du im Bund mit Gott
und eingebunden in eine Familie aus Freunden
und Geschwistern im Glauben.

(d) In unserem Leben gehen auch Dinge schief
und wir geraten mit unserem Nächsten aneinander,
wir geraten mit Gott auseinander.
Von unserer Seite ist der Bund mit Gott
ständig in Gefahr.
Immer wieder neu müssen wir in die Taufe zurückkriechen
16
und bedürfen der Erneuerung.

Siehe, es kommt die Zeit,
spricht der
Herr,
da will ich mit dem Hause Israel
und mit dem Hause Juda einen neuen Bund schließen […] Ich will mein Gesetz in ihr Herz geben
und in ihren Sinn schreiben,
und sie sollen mein Volk sein,
und ich will ihr Gott sein.
17

Der neue Bund,
den Gott in Jesus Christus mit seiner Kirche geschlossen hat,
ist so zuverlässig,
wie der Bund mit der ganzen Schöpfung,
den er mit dem Regenbogen besiegelt hat.
Doch er ist auch jeden Tag neu,
so wie Gott die Welt erschaffen hat
aus dem Nichts
und sie erhält,
damit wir haben,
was wir brauchen.

Bei dir ist die Quelle des Lebens;
und in deine Lichte
sehen wir das Licht.
18

Alles, was Odem hat, lobe den Herrn.19

Der Wind, der die Blätter bewegt,
der Atem, den du holst,
der Geist, der in unserer Gemeinschaft lebt:
Unser Leben ist in Gottes Hand.

Damit komme ich zum letzten Abschnitt:

(3) Die Gemeinschaft des heiligen Geistes

Und nach diesem will ich meinen Geist ausgießen
über alles Fleisch,
und eure Söhne und Töchter sollen weissagen,
eure Alten sollen Träume haben,
und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen,
20

spricht der Herr.

Als Christen glauben wir daran,
dass diese Verheißung war geworden ist
„am Pfingsttag unter Sturmgebraus“.
21
Doch die Verheißung des Propheten
ist nicht nur in der Vergangenheit erfüllt,
dort in Jerusalem,
sondern dies ist eine Erfüllung,
die mitgeht.

Christus spricht:

Denn wo zwei oder drei versammelt sind
in meinem Namen,
da bin ich mitten unter ihnen.
22

Der Heilige Geist erinnert uns an alles,
was Jesus uns gelehrt hat.
Der schöpferische Geist
schenkt uns kreative Ideen.
Er leitet uns mit seinem Feuer,
wie die Rauchsäule die Israeliten geführt hat,
als ein Zeichen von Gottes Anwesenheit unter uns.

(Schluss)

Liebe Gemeinde,
ich habe euch mitgenommen heute Morgen
quer durch die Bibel.
Ich habe versucht,
Beispiele zu zeigen,
wie die Schrift den einen Gott bezeugt
auf je unterschiedliche Art
als Vater, Sohn und Geist.

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus
und die Liebe Gottes
und die Gemeinschaft des heiligen Geistes
sei mit euch allen!

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus!23 Amen.

1 Ps 119,105


2 Joh 1,14


3 Joh 3,16


4 Vgl. Lk 1,26–45.


5 Vgl. Mt 2,1–12.


6 Lk 2,29–32


7 Vgl. Gen 32,29.


8 Vgl. Lk 202,20.


9 Vgl. Gen 3.


10 Vgl. Gen 3,7.


11 Ps 30,6


12 Gen 8,5–6.8


13 Gen 9,11


14 Aus Gen 9,11–14.


15 Gen 12,1–2


16 Martin Luther soll diese Worte gewählt haben. Eine Quelle finde ich (auf die Schnelle) nicht.


17 Aus Jer 31,31–33.


18 Ps 36,10


19 Ps 150,6


20 Joel 3,1


21 ELKG² 488.


22 Mt 18,20


23 Phil 4,7


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Feuer und Wasser
Jes 43,1–7, Trinitatis

Das Feuer besteht aus Zorn und Streit. Sie wühlen das Meer der Schuld und der Verletzungen auf. Wenn du deine Lieblingsmenschen umarmen willst, musst du da rüber. Auf deinem Lebensweg nach Hause ins gelobte Land, ist Jesus bei dir – alle Tage – weil Gott dich liebt.

Stammeln über das Innere Gottes
Eph 1,3–14, Trinitatis

Der dreieinige Gott ist Christus-förmig. Wenn wir auf ihn schauen, Christus, sehen wir in das Herz von Gottes Liebe.