12:28

Beim Vater abgeguckt
Predigt zu Joh 5,19–21

147 Osternacht, 30.3.2024, Frankfurt

Jesus sagt, er gucke sich bei seinem Vater ab, wie er handelt. In der Predigt geht es um das Band der Liebe zwischen Vater und Sohn, das so stark ist, dass es bis zu uns reicht.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater,
und dem Herrn Jesus Christus.
1 Amen.

Das Wort Heiliger Schrift, das diese Predigt auslegt,
steht im Evangelium nach Johannes im 5. Kapitel.
Jesus hat mal wieder Ärger mit den Hütern des Gesetzes.
Er hatte einen Mann am Sabbat geheilt
und als sie ihn zur Rede stellten antwortete er:

Mein Vater wirkt bis auf diesen Tag, und ich wirke auch.

Das heißt ungefähr:

Ich habe mir das bei Gott-Vater abgeguckt:
Er setzt sein Werk auch am Sabbat fort
indem er die Schöpfung erhält
und uns das Leben schenkt.

Davon waren sie nicht begeistert
und trachteten ihm nach dem Leben.
Da sagt Jesus ihnen:

19Amen, amen, ich sage euch:
Der Sohn kann nichts von sich aus tun,
sondern nur,
was er den Vater tun sieht;
denn was dieser tut,
das tut gleicherweise auch der Sohn.
20Der Vater hat den Sohn lieb
und zeigt ihm alles, was er tut,
und wird ihm noch größere Werke zeigen,
so dass ihr euch noch wundern werdet.

Lasst uns beten:
Herr Jesus Christus,
lass uns deine Wunder sehen,
dass wir durch dich an den Vater glauben,
schenk uns den Heiligen Geist,
damit wir durch dich leben.
— Amen

Liebe Brüder und Schwestern,

(Einleitung) mein Freund Andreas
hat etwas mit Jesus gemeinsam:
Sie sind beide in einer Schreinerei aufgewachsen.
Wenn man im elterlichen Betrieb aufwächst,
kriegt man ganz automatisch vom Handwerk etwas mit.
Kinder lernen durch abgucken.
Da ist es ganz normal,
dass ein Spielzeug-Hammer
und eine Spielzeug-Säge
ganz weit oben auf der Wunschliste stehen.

  • Mit fünf Jahren weiß man schon genau,
    wann man in die Nähe der Maschinen gehen darf
    und wann nicht.
  • Mit acht Jahren hat man vielleicht den ersten Job:
    Sägespäne fegen für eine Kugel Eis, oder so.
  • Mit zwölf Jahren kennt man schon viele Grundprinzipien.
    Schon alleine, weil man weiß, wie man das Werkzeug hält,
    denn man hat dem Vater schon so lange zugeguckt.

Der Vater erklärt natürlich gerne alles.
Er ist stolz, dass sein Kind zu ihm als Vorbild aufschaut:

20Der Vater hat den Sohn lieb
und zeigt ihm alles, was er tut.

Jesus beruft sich auf dieses Band der Liebe.
Der Vater und der Sohn wirken Werke,
die wir unterscheiden können,
aber wegen dieser Liebe
sind sie im Grunde
ein Werk.

Drei Beispiele:

  1. Der Vater hat das Licht erschaffen,
    der Sohn öffnet uns die Augen dafür.
  1. Der Vater hat den Menschen erschaffen,
    der Sohn ist der Mittler zwischen Mensch und Mensch.
  1. Der Vater hat uns das Leben geschenkt,
    der Sohn zerstört für uns den Tod.

Zu jedem der Beispiele werde ich kurz etwas sagen.

(1) Das Licht

Das erste Wort Gottes,
das uns die Bibel berichtet ist:

Es werde Licht.2

Und es ward Licht.

Doch der Mensch verschließt seine Augen für das,
was er nicht sehen will.
Beispiele dafür kann man in seinem eigenen Leben leicht finden.
Berühmt geworden ist das Lied
Amazing Grace.
John Newton erzählt darin,
dass er das Licht gesehen hat.
Er war Kapitän eines Sklavenschiffes.
Als er in Seenot geriet, hatte er Angst um sein Leben.
Er rief Gott um Rettung an und er wurde gerettet.
In der Angst der Sklaven erkannte er seine eigene Angst
und plötzlich sah er:

Das sind ja Menschen!

John Newton wurde Pastor
und setzte sich für die Bekämpfung der Sklaverei ein.

In Christus war das Leben
und das Leben war das Licht der Menschen.
Und das Licht scheint in die Finsternis
und die Finsternis hat’s nicht ergriffen.
3

Wir haben gerade die Osterkerze in die dunkle Kirche getragen.
Das ist das Licht der Schöpfung,
das uns jeden Tag leuchtet.
Es ist aber auch ein Zeichen für die Hoffnung – 
und für unser Gebet –,
dass Gott uns erleuchte
und uns die Augen öffne.

(2) Die Menschen

Und Gott schuf den Menschen zu seinem Bilde,
zum Bilde Gottes schuf er ihn;
und schuf sie als Mann und Frau.
4

Gott hat den Menschen in eine Welt gesetzt,
die er bebauen und bewahren konnte.
So ist der Mensch mit Lebensmitteln versorgt
und in einer zuverlässigen Ordnung geborgen.

Wir wissen, wie die Geschichte weiter geht:
Das
eine Gebot,
haben Adam und Eva gebrochen.
Sie haben vom Baum der Erkenntnis genommen
und gegessen.
Dieser Ungehorsam steht dafür,
dass die direkte Beziehung mit Gott zerbrochen ist.

Das gleiche gilt für Beziehung von Mensch zu Mensch.
Sie sollte eine Selbstverständlichkeit sein,
spielend und leicht.
Doch Beziehung ist Arbeit
und mit
- Rückschlägen,
- Verletzungen
- und gegenseitiger Schuld belastet.

Kain erschlägt seinen Bruder,
der Mensch ist des Menschen Wolf
und wir stehen mittendrin.

All denen,
die uns am nächsten stehen,
tun wir am liebsten weh.
5

Doch Jesus ist der Mittler zwischen uns und Gott.
Wo wir ungehorsam sind
und das Gesetz missachten,
da ist er gehorsam,
indem er das Gesetz erfüllt.
6
Alles was schwierig und schmerzhaft ist
wird aber nicht weggewischt,
sondern er nimmt den Fluch auf sich,
damit wir frei sind.
So haben wir über Christus haben wir eine Beziehung zu Gott.

Auch wenn eine direkte Beziehung in der Welt schwierig ist,
haben wir so auch eine Beziehung zu unserem Nächsten.
Die nimmt quasi einen Umweg über Gott.
In der Kirche zum Beispiel,
mögen die einen konservativ sein
und die anderen liberal.
Wenn aber alle in der Kirche eine Beziehung zu Gott haben,
haben wir auch eine Beziehung untereinander.
Das ist keine Kleinigkeit,
sondern ein echtes Wunder.

Wie der Tod durch Adams Ungehorsam
am Baum des Paradieses den Anfang genommen hat,
so ist am Holz des Fluches
des Leben wieder entsprossen
durch des Sohnes Gehorsam.
7

(3) Das Leben

Gott hat uns das Leben geschenkt.

Da macht Gott der Herr den Menschen
aus Erde vom Acker
und blies den Odem in seine Nase.
So ward der Mensch ein lebendiges Wesen.
8

Das Leben,
das Gott uns geschenkt hat,
hat einen scharfen Gegensatz:
- dass wir krank werden,
- dass wir altern
- und dass wir sterben müssen. —

Doch Gott ist ein guter Handwerker.
Bei ihm gilt:

Wenn man eine Arbeit anfängt,
bringt man sie auch zu Ende.

Wir leben davon,
dass Gott weiterführt,
was er am 1. Tag der Schöpfung begonnen hat.

Wir hoffen darauf,
dass er sein Werk vollenden wird
und das Himmelreich kommt.

Der Grund für diese Hoffnung ist Jesus Christus.
Das Band der Liebe zwischen Vater und Sohn ist so stark,
dass das Werk des einen
das Werk des anderen ist.

Und dieses Band reicht bis zu uns.
Diese Liebe wird zu unserer Liebe zu Gott.
Dieses Leben ist unser Leben
gegen Dunkelheit, Leiden und Tod.

Christus ist das wahre Lamm Gottes
das die Sünden der Welt hinweggenommen hat.
Er hat unseren Tod durch sein Sterben zerstört
und durch sein Auferstehen das Leben wiedergebracht.
9

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus!10 Amen.

1 1.Kor 1,3


2 Gen 1,3


3 Joh 1,4f


4 Gen 1,27


5 Die Toten Hosen: „Der letzte Kuss“, 2005.


6 Vgl. Mt 5.17.


7 Präfation für Judika, Agende I S. 74.


8 Gen 2,7


9 Nach der Präfation für das Osterfest, Agende I S. 88.


10 Phil 4,7


Manuskript zum Ausdrucken pdf, 275 KB)

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Mehr als heiße Luft
Jes 26,13–19, Osternacht

Der Herr Jesus Christus geht mit uns, wenn wir vom Alten ins Neue gehen: neue Situationen, neue Lebensumstände und Lebensabschnitte. Er ist uns in Allem vorausgegangen, sogar durch Leiden und Tod – und seine Auferstehung ist deine Auferstehung.