Geborgen in Gott
            
              Predigt zu 2.Tim 1,7
            
          
          
          
          
          Erntedank, Taufe in den Tod Christi und ein Taufspruch über den Hl. Geist – die Predigt gliedert sich von alleine.
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater, 
und dem Herrn Jesus Christus.1 Amen. 
Das Wort Heiliger Schrift, das diese Predigt auslegt, 
ist der Taufspruch, 
den Josefs Familie für ihn ausgewählt hat, 
aus dem 2. Brief an Timotheus 
im 1. Kapitel:
Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, 
sondern der Kraft 
und der Liebe 
und der Besonnenheit.
Die ist der erste Vers der Epistel-Lesung 
für den heutigen, 16. Sonntag nach Trinitatis.
Lasst uns beten:
Komm, heiliger Geist, 
so dass wir sichere Tritte tun 
in Kraft 
und Liebe 
und Besonnenheit. — Amen
Lieber Josef, 
liebe Familie Hathaway, 
liebe Familie Salzmann, 
liebe Paten, 
liebe Gemeinde, 
(Einleitung)
dieser Predigt ist die Aufgabe gestellt, 
einiges zusammenzuhalten: 
- Erstens: Erntedank, 
Gott der Vater hat die Welt erschaffen hat
und erhält sie.
Das können wir deutlich vor Augen sehen
an den Gaben der Ernte. 
- Zweitens: Heute ist Taufe. 
Jesus Christus erweckt Menschen zu neuem Leben,
nämlich zu dem Leben,
das über die erste Schöpfung hinaus
bis zum Himmel reicht. 
- Drittens, bietet es sich an, 
über den Heiligen Geist zu reden,
de „Geist der Kraft, der Liebe und der Besonnenheit“,
„den Tröster, der uns unterweist“, hier und jetzt. 
Wenn ich das schon so frage, 
merkt ihr schon, 
dass diese Dinge getrennte sind, 
nur um auf den einen Gott hinauszulaufen.
(1) Schöpfung
Die Lesung aus dem Alten Testament, 
die wir gerade gehört haben, 
ist ein Abschnitt aus den Klageliedern Jeremias. 
In einer Situation großer Trauer 
sucht sie Lichtblicke des Trostes. 
Ein Vers sticht da besonders raus. 
Da heißt es: 
[Gottes] Barmherzigkeit hat noch kein Ende, 
sondern ist alle Morgen neu. 
Der Dichter sagt etwas über Gott, 
indem er auf die Natur zeigt. 
Tag und Nacht wechseln sich zuverlässig ab. 
Der Mond teilt das Jahr in erkennbare Abschnitte.
Mit etwas Geschick 
kann man anhand des Mondes 
die Jahreszeiten vorherbestimmen. 
Der Zeitpunkt für Aussaht und Ernte ist nicht mehr zufällig, 
sondern werden optimal bestimmt. 
Als noch (fast) jeder eigene Landwirtschaft hatte, 
war es den Menschen klarer, 
aber auch wir wissen: 
Was unser Essen betrifft, 
sind wie angewiesen auf die Zuverlässigkeit der Schöpfung. 
In ihr zeigt sich die Gottes Treue. 
Das macht uns auch aufmerksam darauf, 
dass wir unserem Schöpfer gegenüber demütig sein sollen. 
Wir können nicht erwarten, 
dass Aussaht und Ernte einfach immer so weiter laufen, 
wie wir das gewöhnt sind, 
wenn wir im groß-industriellen Maßstab 
in die Schöpfung eingreifen. 
Wenn Ernten ausfallen, 
merken wir Reichen es an den Preisen. 
Die Armen merken es am Hunger. –
Welche Beziehung wir zu unserem Schöpfer haben, 
hängt zusammen 
mit den Beziehungen 
- zu unseren Mitmenschen 
- und zu allen anderen Mitgeschöpfen auch. 
Da steht Schuld im Raum 
und Sünde. 
Und da gibt es viele Versuche, 
sich rauszureden 
und zu ducken. 
Wenn Leugnen nicht hilft, 
was hilft dann? 
(2) Jesus Christus
Auch Evangelium heute 
wurde unter dem Stichwort „Trost“ ausgewählt. 
Die Auferweckung des Lazarusʼ 
ist ein Höhepunkt des Johannes-Evangeliums: 
Jesusʼ größtes Wunder. 
Jesus sagt zu Maria:
Wenn du glaubst, 
wirst du die Herrlichkeit Gottes sehen. 
Glauben ist die Beziehung zu Gott. 
Wo wir Gott glauben, 
dass Gott es gut mit uns meint, 
da steht die Tür zum Himmel offen. 
Zum Beweis dafür ruft Jesus:
Lazarus, komm heraus!
Und der Verstorbene kam heraus, 
gebunden mit Grabtüchern an Füßen und Händen… 
In einem gewissen Sinne 
nimmt Jesus seinen eigenen Tod 
und seine eigene Auferstehung an Lazarus vorweg. 
Wenn ein Mensch getauft wird, 
wird er in den Tod Jesu hineingetauft.2
Wer aber mit Jesus stirbt, 
der wird auch mit Jesus auferstehen. 
Josef ist heute getauft worden. 
Ihm steht der Himmel offen 
und der Same des Glaubens ist in ihn gelegt, 
denn er ist mit Jesus Christus verbunden. 
- Auch wenn eine Zeit der Anfechtung über ihn kommen sollte, 
und die Sünde
und die Schuld,
dann ist ihm der Himmel nie verschlossen. - Auch, wenn wir es nicht immer sofort sehen und fühlen: 
Für die Getauften ist die Liebe Gottes immer gegenwärtig,
denn die Erlösung,
die Christus uns am Kreuz erworben hat,
Rechtfertigt unser Leben. 
Wer in diesem Bewusstsein lebt, 
- wird sich nicht selbst rechtfertigen, 
- er braucht nichts leugnen 
- und sich nichts schönreden, 
sondern er kann angehen, 
was ihn trennt 
- von Gott 
- und seinen Mitmenschen 
- und allen anderen Geschöpfen. 
Ein Christenmensch ist Teil der Schöpfung, 
aber er ist es durch Jesus Christus. 
(3) Geist
In dieser Perspektive des Glaubens, 
mit Blick auf den geöffneten Himmel, 
schreibt der Apostel: 
Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, 
sondern der Kraft 
und der Liebe 
und der Besonnenheit.
Dieser Zuspruch gilt für alle Christenmenschen. 
Der Apostel schreibt das aber an Timotheus, 
um im ganz persönlich Mut zu machen. — 
Timotheus ist nämlich ein junger Pastor, 
der ein schüchtern ist, 
sich vor die Älteren, 
vor die Respektspersonen in seiner Gemeinde, 
zu stellen.3
Deswegen erinnert ihn der Apostel an seinen Glauben; 
aber nicht nur daran, dass er ihn hat, 
sondern auch daran, wie ihn der Glauben erreicht hat. 
Er schreibt:
Ich erinnere mich an den ungefärbten Glauben in dir, 
der zuvor schon gewohnt hat in deiner Großmutter Lois 
und in deiner Mutter Eunike; 
ich bin aber gewiss, auch in dir.
Aus diesem Grund 
[– also: weil du diesen Glauben hast, –]
erinnere ich dich daran, 
dass du erweckest die Gabe Gottes, 
die in dir ist durch die Auflegung meiner Hände.4
Glaube wird vermittelt in Beziehungen. 
Für Timotheos waren es seine Großmutter 
und seine Mutter, 
die eine besondere Rolle gespielt haben; 
also seine Familie. 
Aber auch Paulus hatte eine besondere Rolle, 
weil er ihn für seinen Beruf ausgebildet 
und gesegnet hat. 
Das ist gut vergleichbar 
mit der Rolle der Taufpaten. 
Manche Dinge kann man nicht von seinen Eltern lernen, 
weil man ihnen vielleicht auch zu nah ist. 
Da gibt es dann ein Gespräch mit einem Patenonkel 
oder der Patentante, 
das eine wichtige Frage klärt 
oder einfach den richtigen Impuls setzt. 
Deswegen sind auch die Kirche 
und die Kirchengemeinde wichtig, 
weil man da noch mal ganz andere Menschen trifft, 
die einem zu Vorbildern im Glauben werden können. 
(Conclusio)
Der Heilige Geist 
wirkt durch Menschen 
in Gemeinschaft. 
Deswegen ist es so schön, 
dass Taufkerzen von uns auf dem Altar stehen 
und wir Josefs Taufkerze dazugestellt haben. 
Er ist jetzt einer von uns 
und wir hoffen, 
dass er geborgen ist in dieser Gemeinschaft 
und dass der Same des Glaubens in ihm aufgeht. 
Gemeinschaft ist aber immer gefährdet 
und deswegen ist es gut, 
dass Jesus Christus unter uns wohnt. 
Er will immer wieder neu machen, 
was in unserem Leben kaputt geht. 
Er holt uns immer wieder aus den Gruben, 
die wir uns selber schaufeln. 
Wir sind geborgen in seiner Liebe und Vergebung. 
Eben so, 
wie wir geborgen sind 
in der zuverlässigen Wiederkehr 
von Morgen und Abend, 
Sommer und Winter, 
Aussaht und Ernte, 
in einer Schöpfung, wie für uns gemacht ist, 
von einem Schöpfer, der uns erhält. 
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus!5 Amen.
1 1.Kor 1,3
2 Vgl. Röm 6,3
3 Vgl. 1.Tim 4,12.
4 2.Tim 1,5–6
5 Phil 4,7
Weitere Predigten zu 16. So. n. Trinitatis:
            
                  
                   Die Asymmetrie von Zorn und Gnade
                  
                    
                    Apg 12,1–11,
                    16. So. n. Trinitatis
                  
                  
                
                Gottes Zorn währet einen Augenblick, aber lebenslang seine Gnade. Gottes Zorn ist ein Tropfen, Gottes Gnade ist ein Ozean.