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In Gottes Hand
Predigt zu 1.Tim 1,12–17

193 3. So. n. Trinitatis, 6. Juli 2025, Frankfurt

Es ist gut, sich daran zu erinnern, dass wir in der Hand Gottes sind. Wir sind ihm so wichtig, dass er was auf sich nimmt, um eine Beziehung mit uns zu haben, die unsere Beziehungen heilt.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater,
und dem Herrn Jesus Christus.
1 Amen.

Das Wort Heiliger Schrift, das diese Predigt auslegt,
ist aus dem 1. Brief an Timotheos
im 1. Kapitel.

Ich werde zuerst eine Geschichte erzählen
und dann die Worte des Apostels
im Verlauf der Predigt vorlesen.

Lasst uns beten: Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege! — Amen

Liebe Schwestern und Brüder,

(1) Es tut uns gut zu wissen:
Wir sind in Gottes Hand.
2

Paul sitzt im Flugzeug über der Küste von Labrador
auf dem Weg nach New York City.
Da knackt es in den Lautsprechern
und es redet der Flugkapitän:

Sehr geehrte Damen und Herren,
wir haben einen medizinischen Notfall an Bord.
Ein kleines Baby hat Fieber
und wir sind uns nicht sicher,
ob es bis New York durchhalten wird.
Deshalb kehren wir um.
Wir werden außerplanmäßig zwischenlanden
in Goose Bay.
Schnallen sie sich bitte an.

Goose Bay ist ein ehemaliger Fliegerhorst
der kanadischen Luftwaffe.
Da ist nicht viel mehr als ein Dorf,
eine Luftaufsichtsbaracke
und eine Landebahn,
die groß genug ist für einen Jumbojet. —

Paul sitzt auf seinem Platz
und ist einfach froh,
dass sein Leben in der Hand eines Piloten liegt,
dem jeder Mensch an Bord so wichtig ist,
dass er das für ihn machen würde.

Die Gesichter der Passagiere sind ernst.
Es ist keiner dabei,
der nörgelt.
Vielmehr scheinen alle in Gedanken bei dem Baby zu sein.
Paul meint,
einige würden beten.

Die Boing setzt auf,
rollt aus
und kommt neben einem Krankenwagen zum stehen.
Das Baby wird in die Klinik gefahren mit seinen Eltern.
Und das Flugzeug stand dann erst mal da.

Was das ein Aufwand ist:
- Die geplatzten Verabredungen und Termine.
- Die Familien, die am
Gate warten, und es kommt niemand.
- Die verpassten Anschlussflüge der Weiterreisenden.
Der Pilot war mit Sicherheit am Telefon mit seinem Chef,
was denn da jetzt los sei.

War das wirklich nötig?

Und dann muss ein Sattelschlepper mit Kerosin
nach Goose Bay fahren,
um den Jumbo zu betanken.

Was das alles kostet!

Doch niemand in dem Flugzeug beschwert sich.
Niemand meckert.
Es tut allen gut zu wissen,
dass ihr Leben dem Piloten wichtiger ist,
als Ärger und Zeit und Geld.

Es tut uns gut zu wissen:
Wir sind in Gottes Hand.

(2) Predigtabschnitt

Liebe Gemeinde,
unter diesem Vorzeichen
möchte ich jetzt auf den Abschnitt hören,
der für die Predigt heute morgen vorgesehen ist:
Aus dem 1. Brief an Timotheus
im 1. Kapitel.
Der Apostel schreibt:

12Ich danke Christus Jesus, unserem Herrn,
der mir die nötige Kraft gegeben hat.
Denn er hat mir sein Vertrauen geschenkt
und mich in seinen Dienst genommen.

13Dabei habe ich ihn früher verhöhnt und verfolgt
und mich voll Überheblichkeit gegen ihn gestellt.
Aber er hat mir sein Erbarmen geschenkt.
Denn ungläubig, wie ich war,
wusste ich nicht, was ich tat.

14Ja, unser Herr schenkte uns Gnade über alle Maßen.
Mit ihr schenkte er uns den Glauben und die Liebe,
die aus der Verbundenheit mit Christus Jesus erwachsen.

15Auf das Wort, das ich dir nun sage,
kannst du dich verlassen.
Es ist wert, von allen angenommen zu werden:
Christus Jesus ist in diese Welt gekommen,
um die Sünder zu retten.
Und ich selbst bin der erste unter ihnen.
16Aber gerade deshalb hat er mir sein Erbarmen geschenkt.

Denn Christus Jesus wollte an mir als Erstem
beispielhaft seine ganze Geduld zeigen.
Sie gilt allen, die künftig zum Glauben an ihn kommen
und dadurch das ewige Leben empfangen.

17Dem ewigen König,
dem unvergänglichen, unsichtbaren und einzigen Gott
gebührt die Ehre.
Er regiert in Herrlichkeit für immer und ewig.

Amen!

(3) Beobachtungen

Dieser Abschnitt ist ein Lobpreis,
ein Gebet,
das Gott verherrlicht.
3
Der Apostel schreibt uns das aber ganz ausdrücklich,
weil Gott ihn für uns als Beispiel hingestellt hat.
4
Die Geschichte von Paul in Goose Bay
erlaubt uns,
uns in ihn hineinzuversetzen.
So nehmen wir an seiner Erfahrung teil.
Der Lobpreis des Apostel
nimmt uns mit hinein in seinen geistlichen Werdegang.
Es ist unser Glaube,
dass das mehr bei uns auslöst,
als nur ein Gefühl.
Vielmehr spricht Gott zu uns durch sein Wort
und der geistliche Werdegang des Apostels
wird zu unserer geistlichen Erfahrung.

(a) Paulus ist zuallererst mal dankbar.
Sein Lebensweg war ja alles andere als geradeaus.
Im Gegenteil – 
und da ist er ja auch ganz ehrlich:
Er war ja richtig falsch abgebogen
und hat die Gemeinde verfolgt
und damit Gott gelästert aus Überheblichkeit.
Das zuzugeben
ist keine Kleinigkeit im Leben eines Mannes,
der von Jugend auf angetreten war,
um Gott zu dienen.
Dass er ungläubig war und unwissend,
trägt er nicht als Ausrede ein,
sondern vielmehr als Warnung.
Mit welcher Haltung treten wir
mit unserer Frömmigkeit,
vor unseren Gott?
Ist Überheblichkeit uns wirklich so fremd?

Doch selbst wenn wir nicht perfekt sind,
wissen wir,
dass wir einen liebenden Gott haben.
Wir brauchen nichts verbergen.
Vor ihm brauchen wir keine Ausreden.
Gott nimmt uns an
wie der Vater den verlorenen Sohn angenommen hat.

Es tut uns gut zu wissen:
Wir sind in Gottes Hand.

(b)

14Ja, unser Herr schenkte uns Gnade über alle Maßen.
Mit ihr schenkte er uns den Glauben und die Liebe,
die aus der Verbundenheit mit Christus Jesus erwachsen.

15Auf das Wort, das ich dir nun sage,
kannst du dich verlassen.
Es ist wert, von allen angenommen zu werden:
Christus Jesus ist in diese Welt gekommen,
um die Sünder zu retten.

Hier liefert mir der Apostel eine Steilvorlage,
euch zur Beichte einzuladen.

15Auf das Wort, das ich dir nun sage,
kannst du dich verlassen.

„Dir sind deine Sünden vergeben“.

Nicht etwa, weil deine Sünden egal sind.
Im Gegenteil:
Die Wirkung der Sünde ist sehr real.
Im Gleichnis war die Hälfte vom Lebenswerk des Vaters weg,
verprasst und verbraucht für nichts.
Der große Bruder war voller Wut über die Ungerechtigkeit –
und wenn man ehrlich ist: Zurecht.

Welche Wunden und Narben
die Sünde in deinem Leben hinterlassen hat,
weißt du selbst.

Natürlich gehört zum Leben,
dass wir umgehen mit unserer Schuld.
Doch gerade dazu versetzt uns die Beichte in die Lage.
Hier legen alle Selbstrechtfertigung beiseite
und verlassen uns ganz auf Gott.
Die Beziehung zu ihm
heilt die Beziehung zu anderen
und zu uns selbst.

(c) Ihr lieben,
es tut uns gut, daran zu denken,
dass wir in den Händen eines Piloten sind,
der bereit ist,
noch mal ganz andere Dinge wichtig sein zu lassen,
als das, was auf der Oberfläche zu sehen ist.
Die Kosten für für Notlandung,
der Treibstoff und sein Transport,
die verpassten Anschlussflüge,
die unangenehmen Telefonate mit dem Chef:
Das hat er einfach auf sich genommen,
weil ihm jedes Leben an Bord wichtig war.
Zwei Hände voll Mensch
sind ihm diesen ganzen Aufwand wert.

Ebenso dreht Gott die Werte um,
die für uns Menschen so wichtig wären:
Sein Gesetz, seine Ehre und selbst seine Gottheit
hält er nicht fest,
als wären sie seine Beute, sein „Raub“,
sondern er entäußerte sich
wurde ein Mensch unter uns Menschen
und hat dadurch das Gesetz erfüllt.
5

Es tut uns gut zu wissen:
Wir sind in Gottes Hand.

17Dem ewigen König,
dem unvergänglichen, unsichtbaren und einzigen Gott
gebührt die Ehre.
Er regiert in Herrlichkeit für immer und ewig.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus!6 Amen.

1 1.Kor 1,3


2 Diese hübsche Geschichte ist Paraphrase des Liedes „Captain Of The Loving Kind“ von Paul Stephenson das mir auf der Compilation „Closer To The Music Vol. 1“ von 2004 vorliegt.


3 Vgl. „Exegese für die Predigt“ z.St. unter „2. Literarischer Charakter und brieflicher Kontext von 1 Tim 1,12–17“.


4 Vgl. V. 16.


5 Vgl. Phil 2,6–8.


6 Phil 4,7


Manuskript pdf, 243 KB)

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