07:13

Auge in Auge
Predigt zu Ps 25,15

107 Okuli, 12. März 2023, Frankfurt

Jesus ist die Brille und der Glaube ist das Lächeln. Mit der Taufe kommt zu unserem Leben eine vollkommen neue Ebene hinzu. – Eine Taufansprache

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater,
und dem Herrn Jesus Christus.
1 Amen.

Das Wort Heiliger Schrift, das diese Predigt auslegt,
sind zwei Verse,
die im Gesangbuch zusammen stehen,
nicht unbedingt in der Bibel.
Für jeden Gottesdienst bietet das Gesangbuch ein Stück Psalm
und jeder dieser Eingangspsalmen hat einen Vorspruch,
der ihm Zusammenhang,
Farbe
und Richtung gibt.
Für diesen Sonntag lautet der Vorspruch so:

Meine Augen sehen stets auf den Herrn,
denn er wird meinen Fuß aus dem Netz ziehen.
2

Aus Psalm 25.
Und aus Psalm 34 die Antwort:

Die Augen des Herrn merken auf die Gerechten
und seine Ohren auf ihr Schreien.
3

Lasst uns beten: Herr, dein Wort ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege!4 — Amen

Liebe Brüder und Schwestern,
insbesondere liebe Paula und lieber Jonas,
liebe Familie und liebe Paten,

der YouTube-Algorithmus hat ’rausgefunden,
dass ich ab und zu mal Videos gucke:
Die sind so ein bisschen für’s Herz!

Da ist also dieses Baby.
Und links und rechts von der Kamera sind wohl seine Eltern.
Die sagen so Baby-Wörter,
so niedliche,
wie Erwachsene das halt so machen,
wenn sie mit einem Kleinkind umgehen.

Dann kriegt das Baby eine Brille auf.
Erst wehrt es sich gegen den Fremdkörper im Gesicht.
Wir sehen,
dass es eine starke Brille sein muss,
denn die Augen sehen auf einmal ganz groß aus.
Als das Baby die Stimme seiner Mutter hört,
stutzt es
und schaut ihr in die Augen. —
Ihre Stimme kennt das Kind längst,
aber jetzt sieht es zum ersten Mal das Gesicht seiner Mutter –
und lacht sie breit an.

Ein solcher Moment ist die Taufe.

Jesus ist die Brille,
und das Lächeln ist der Glaube.

Es ist ein Gott
und ein Mittler zwischen Gott und den Menschen,
nämlich der Mensch Christus Jesus.
5

Das Baby aus dem Video kannte die Stimmen seiner Eltern.
Es kannte die Wärme ihres Zuhauses
und den Geschmack des Essens,
aber mit dem klaren Sehen
kam zu der Beziehung eine ganz neue Ebene hinzu.

So ähnlich ist es uns Menschen auch.
Wir kennen die Welt, in der wir leben,
und wir sind gut in der Lage,
sie für uns zu gestalten:
Arbeit, um uns das Essen zu verdienen,
Maschinen, um Häuser zu bauen und zu beheizen.
Wir haben Netflix, Disney oder das gute alte Fernsehen
um uns die Freizeit zu füllen.

Das ist auch eine Art,
eine Beziehung zu Gott zu haben.
Gott hat die Welt geschaffen
und wir haben Auftrag und Vollmacht ihr gegenüber.
Im ersten Buch Mose heißt es:

28Und Gott segnete die Menschen
und sprach zu ihnen:
„Seid fruchtbar und mehret euch
und füllet die Erde
und machet sie euch untertan
und herrschet über die Fische im Meer
und über die Vögel unter dem Himmel
und über das Vieh
und über alles Getier, das auf Erden kriecht“.

Diese Dinge haben sicherlich auch ein Maß:
Zu „herrschen“ heißt,
„Verantwortung übernehmen“ und „bewahren“,
nicht auffressen
und verbrennen.
Aber wer in der Gottes Schöpfung lebt,

„isst und trinkt
und guten Mutes ist bei allem Mühen,
das man sich macht unter der Sonne“:
6

Dann ist daran nichts Schlechtes.

Wenn aber Blickkontakt besteht
zwischen dir und deinem Schöpfer,
hat die Beziehung zwischen dir und Gott
eine ganz andere Ebene.
Jesus hat uns die Taufe aufgetragen,
damit wir diesen Blickkontakt zu Gott haben.

Das Baby wird in seinem Leben noch genug Gründe finden,
wegzuschauen:

  • Wenn man etwas ausgefressen hat
    und dem Blick der Eltern nicht standhalten will.
  • Wenn der Vater einen Witz macht
    und man vor Fremdscham zerfließt.
  • Wenn Liebe und Leidenschaft den Blick in die Ferne lenken
    statt zu den Eltern.

Doch die Verbindung ist längt hergestellt und unauflöslich.
Der unsterbliche Same ist gepflanzt,
auch wenn wir ihn nicht immer nur gießen,
sondern auch vertrocknen lassen.
Gott schaut liebevoll auf uns.

Damit Jonas und Paula sich daran erinner,
bzw. ihre Eltern und Paten ihnen das leicht erklären können,
habe ich ihnen jeweils einen Pfau gekauft.
Der Pfau ist ein altes Symbol für das Auge Gottes.

Es ist schon nicht das Schlechteste,
direkt neben dem Zoo zu wohnen!
Ich wollte eigentlich Federn kaufen,
aber Federn von ihrem Pfau wollten sie nicht ’rausrücken.

Jedenfalls
kann dieses Spielzeug Jonas und Paula daran erinnern,
dass Gott mit liebevollen Augen auf sie schaut.
Durch Jesus ist diese Beziehung ungetrübt.

Ihr, unseren Herrn Jesus Christus,
sei Ehre und Lobpreis,
jetzt und in Ewigkeit.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus!7 Amen.

1 1.Kor 1,3


2 Ps 25,15


3 Ps 24,16


4 Ps 119,105


5 1.Tim 2,5


6 Nach Pred 5,17.


7 Phil 4,7


Manuskript zum Ausdrucken pdf, 914 KB)

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