16:19

Die Königin von Saba
Predigt zu 1.Kön 10,1–13

Weisheit, Wohlstand und Gerechtigkeit: Daran erkennt die Königin von Saba, dass Gott sein erwähltes Volk lieb hat. Doch Christus erscheint uns unter der Torheit der Predigt, der Armut des Stalls und der Ungerechtigkeit des Kreuzes.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater,
und dem Herrn Jesus Christus.
1 Amen.

Diese Predigt legt den Anfang des 10. Kapitels im 1. Buch der Könige aus. Ich werde den umfangreichen Abschnitt zu Anfang der Predigt vorlesen. Ich möchte dies unter einer Überschrift aus dem Neuen Testament tun. Beim Evangelisten Matthäus sagt der Herr Jesus zu seinen Hörern:

Die Königin vom Süden
wird auftreten beim Jüngsten Gericht
zusammen mit diesem Geschlecht
und sie wird es verdammen;
denn
sie kam vom Ende der Erde,
um Salomos Weisheit zu hören.
Und siehe, hier ist
mehr als Salomo.2

Lasst uns beten: Herr Jesus Christus,
lass dein Licht leuchten in unseren Herzen,
- damit deine Erkenntnis unser Verstehen ist,
- damit dein Reichtum unsere Lebensgrundlage ist
- und deine Gnade unsere Gerechtigkeit.
— Amen

Liebe Brüder und Schwestern,
(1) ich habe einen Abschnitt mitgebracht
aus dem Alten Testament.
Ich lade euch ein,
von diesen Zeilen
eure Phantasie anregen zu lassen,
zu Bildern
aus einem Monumentalfilm aus den 60er Jahren:

  • Yul Brynner als Salomo,
    Gina Lollobrigida als Königin von Saba!
    3
    …in den buntesten Farben,
    die Technicolor zu bieten hat!
  • Wenn eure Lieblingsfilme jüngeren Datums sind:
    Was haltet Ihr von Ryan Gosling als Salomo
    und Gal Gadot als Königin von Saba?
    Oder (historisch –zumindest oberflächlich– korrekter):
    Daniel Day-Lewis als Salomo und
    Jennifer Hudson als Königin?
    Das alles in 4K HDR mit Dolby DTS!

So steht geschrieben im 1. Buch der Könige im 10. Kapitel:

10,1Und als die Königin von Saba
die Kunde von Salomo vernahm,
kam sie, um Salomo mit Rätselfragen zu prüfen.
2Und sie kam nach Jerusalem mit einem sehr großen Gefolge, mit Kamelen, die Spezerei trugen
und viel Gold und Edelsteine.

Und als sie zum König Salomo kam,
redete sie mit ihm alles,
was sie sich vorgenommen hatte.
3Und Salomo gab ihr Antwort auf alles,
und es war dem König nichts verborgen,
was er ihr nicht hätte sagen können.

4Als aber die Königin von Saba alle Weisheit Salomos sah
und das Haus, das er gebaut hatte,
5und die Speisen für seinen Tisch
und die Rangordnung seiner Großen
und das Aufwarten seiner Diener
und ihre Kleider und seine Mundschenken
und seine Brandopfer, die er in dem Hause des
Herrn opferte,
geriet sie vor Staunen außer sich
6und sprach zum König:

Es ist wahr,
was ich in meinem Lande
von deinen Taten und von deiner Weisheit gehört habe.
7Und ich hab’s nicht glauben wollen, bis ich gekommen bin
und es mit eigenen Augen gesehen habe.
Und siehe, nicht die Hälfte hat man mir gesagt!
Du hast mehr Weisheit und Güter,
als die Kunde sagte, die ich vernommen habe.

8Glücklich sind deine Männer und deine Großen,
die allezeit vor dir stehen und deine Weisheit hören.

9Gelobt sei der Herr, dein Gott,
der an dir Wohlgefallen hat,
so dass er dich auf den Thron Israels gesetzt hat!
Weil der
Herr Israel liebhat ewiglich,
hat er dich zum König gesetzt,
dass du Recht und Gerechtigkeit übst.

10Und sie gab dem König hundertundzwanzig Zentner Gold
und sehr viel Spezerei und Edelsteine.
Es kam nie mehr soviel Spezerei ins Land,
wie die Königin von Saba dem König Salomo gab.
11Auch brachten die Schiffe Hirams,
die Gold aus Ofir einführten,
sehr viel Sandelholz
und Edelsteine.

12Und der König ließ Pfeiler machen aus dem Sandelholz
im Hause des
Herrn und im Hause des Königs
und Harfen und Zithern für die Sänger.
Es kam nie mehr so viel Sandelholz ins Land,
wurde auch nicht gesehen bis auf diesen Tag.

13Und der König Salomo
gab der Königin von Saba alles,
was ihr gefiel und was sie erbat,
außer dem, was er ihr von sich aus gab.
Und sie wandte sich
und zog in ihr Land mit ihrem Gefolge.

– Pause –

(2) Liebe Gemeinde,

das antike Israel war zu keiner Zeit so groß,
so wohlhabend
und international so hoch angesehen
wie unter der Regierung König Salomos.

Die Bibel berichtet,
dass Salomo, als er König wurde,
Gott im Traum erschienen ist
und zu ihm sagt:

Bitte, was ich dir geben soll!

Salomo antwortete ungefähr so:

Ich bin jung
und ich habe keine Ahnung,
wie ich mein Amt als König ausfüllen soll.
So wollest du deinem Knecht ein gehorsames Herz geben, damit er dein Volk richten könne
und verstehen, was gut und böse ist.
4

Mit anderen Worten:

Ich bedarf deiner Offenbarung.
Erscheine in meinem Leben,
dass deine Erkenntnis mein Wissen ist.
Das heißt:
Die Erkenntnis, die
du schenkst,
soll mich leiten.

Diese Antwort hat Gott so gut gefallen,
dass er diesen Wunsch gerne erfüllt hat.
Er gab Salomo Verstand und Weisheit
und Wohlstand und Ansehen oben drauf.
5

Das ist, wovon uns der Bericht
über den Besuch der Königin
Zeugnis gibt.
Der König von Israel hatte einen hervorragenden
außenpolitischen Ruf.
Er reichte bis an die Enden der Erde.
Von dort kommt die Königin von Saba
und berät sich mit
unserem König.
Darin klingt der Stolz und das Selbstbewusstsein des Volkes an.
Die Königin ist beeindruckt von der Architektur und der Kultur.
Sie bewundert den Tempel,
die Gottesdienste
und das weltliche Entertainment in Jerusalem.

Der Bericht im 1. Buch der Könige
handelt ausführlich von „Geschenken“,
die Salomo und die Königin austauschen.
Das ist eine Umschreibung für Handel.
Von Gewürzen ist die Rede,
(„Späzerei“ sagt Luther),
Sandelholz
und Edelsteine.
Das sind exotische Güter,
die man sich nur kauft,
wenn man Geld übrig hat. –
Das ist alles Luxus!
Aus dem Holz wurden geschnitzte Säulen gemacht
und Musikinstrumente –
Schönheit und Kultur.

Es war so viel davon im Lande,
wie noch nie zuvor
und danach nie wieder.
Das heißt,
auch einfachere Menschen konnten daran teilhaben.

Dies alles führt die Bibel darauf zurück,
dass Gott es seinem Volk geschenkt hat.
Die Bibel erzählt von Salomos Traum
und in unserem Bericht zitiert sie die Königin
mit den Worten:

9Gelobt sei der Herr, dein Gott,
der an dir Wohlgefallen hat,
so dass er dich auf den Thron Israels gesetzt hat!
Weil der
Herr Israel liebhat ewiglich,
hat er dich zum König gesetzt,
dass du Recht und Gerechtigkeit übst.

Gottes Zuneigung zu seinem Volk,
die Erfüllung seiner Zusagen an Abraham,
erscheinen hier
unter
- der Weisheit,
- dem Wohlstand
- und Gerechtigkeit
wie sie für jedermann augenscheinlich sind
in Salomos Königreich.

(3) Liebe Brüder und Schwestern,
wir feiern heute das Epiphanias-Fest.

„Epiphanie“: Eine Erscheinung Gottes
in unserer Mitte.

Ich habe den Bericht aus dem 1. Buch der Könige
unter ein Vorzeichen aus dem Neuen Testament gesetzt.
Jesus sagt zu seinem Gegenüber ungefähr dies:

Die Königin von Saba
ist von den der Erde zu Salomo gekommen
und ihr kommt nicht zu mir,
obwohl ich mehr bin als Salomo.

Wir können davon ausgehen,
dass Jesus’ Gegenüber
den Bericht über den Besuch der Königin kannten.
Die hätten doch gesagt:

Hä?
Wo ist denn jetzt
- die Weisheit,
- der Wohlstand
- und die Gerechtigkeit?
Daran erkennt man Gott!

Nachdem er zum Glauben an Christus gekommen ist,
wird dereinst der schriftgelehrte Pharisäer
Paulus von Tarsus an die Korinther schreiben:

Was wir von Jesus sagen…
„ist den Juden ein Ärgernis
und den Griechen eine Torheit“.
6

→ Das ist das genaue Gegenteil von Weisheit.

Die Familie,
in die Jesus geboren wurde,
war nicht bitter arm.
Aber sie waren auch nicht so gut aufgestellt,
dass ihnen so gar nichts passieren kann.
Als sie zur Zeit von Jesus’ Geburt auf reisen waren,
mussten sie in einem Viehstall übernachten
und hatten kein Bettchen für ihr Baby
als den Futtertrog.

Jesus ist den schändlichsten aller Tode gestorben,
den die damalige Welt kannte.
Der Tod am Kreuz war für Sklaven vorgesehen,
den ärmsten unter den Armen.

→ Das ist das genaue Gegenteil von Ansehen und Wohlstand.

Jesus wurde in einem Schein-Prozess verurteilt.
Seine Hinrichtung war ein Justizmord.

→ Das ist das genaue Gegenteil von Recht und Gerechtigkeit.

Es ist unser Glaube,
dass Gott sich unter dem Gegenteil offenbart hat.

Dem Mose ist Gott in Feuer, Rauch und Erdbeben erschienen.7
Das ist das genaue Gegenteil von dem „sanften Sausen“,
das Elia den Schauer über den Rücken jagte.
Denn da wusste er, dass Gott bei ihm ist,
auf dem Berg Horeb.
8

Gott hat sich offenbart in der Weisheit Salomos.
Weisheit und Wissen sind aber zwei verschiedene Dinge.
Es geht nicht darum,
die Wissenschaft schlecht zu reden,
insb. die die Naturwissenschaft,
aber
Wissen hatten die Nazis auch.
Die Sünde korrumpiert das Wissen.
Deshalb hat Gott die Weisheit der Weisen zunichte gemacht
und seine Kraft
unter der Torheit des Evangeliums offenbart.
9

Gott hat sich offenbart in dem Wohlstand Solomos.
Aber nicht jeder Wohlhabende Mensch
steht unter Gottes Segen.

  • Wieso verdienen manche mit Fußball Millionen?
    Spielen die wirklich so viel besser,
    als der Hobbykicker auf dem Acker,
    dass es so viel Geld wert ist?
  • Wieso besitzen manche Menschen Milliarden?
    Ist deren Arbeit so viel mehr wert
    als die von Alleinerziehenden,
    die einen
    Full-Time-Job
    und einen Haushalt an der Backe haben?
    Milliarden?

Die Sünde korrumpiert die Maßstäbe.
Deshalb hat Gott seinen Reichtum offenbart
in der Armut eines Stalles.

Gott hat sich offenbart in Recht und Gerechtigkeit Salomos.
Wir haben ein sehr gutes Rechtssystem,
aber Recht haben
und Recht bekommen
sind zwei verschiedene Dinge.
Abgesehen davon,
dass auch unter den Bedingungen
unseres Systems
- das Recht des Gesetzes
- und die Gerechtigkeit seiner Anwendung
oft genug auseinanderfallen.
10
Die Sünde korrumpiert jedes System.
Deshalb hat Gott seine Gerechtigkeit offenbart
unter der Ungerechtigkeit,
die Jesus widerfahren ist.

Conclusio

Ihr lieben,
in Jesus Christus ist Gott Mensch geworden.
Er ist unter uns erschienen
und hat alles angenommen,
was uns als Menschen ausmacht.
Selbst die Korruption der Sünde hat er angenommen –
und er hat sie überwunden.

Sein Licht leuchtet uns
und er schenkt dir seine Gnade.
11

  • Seine Weisheit und Erkenntnis
    mögen in der Welt als Torheit erscheinen,
    aber von ihm erfährst du,
    wer du wirklich bist
    und wie dein Schöpfer dich gemach hat.
  • Sein Reichtum
    mag in der Welt arm und billig wirken,
    aber was er dir schenkt,
    stärkt und bewahrt deinen Glauben
    für das ewige Leben.
  • Seine Gerechtigkeit
    mag vor der Welt belanglos wirken,
    aber ihn kannst du dich berufen,
    wenn du dereinst for dem letzen Gericht stehst.

Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus!12 Amen.

1 1.Kor 1,3


2 Mt 12,42


3 So die Besetzung der Hauptrollen in King Vidor (Regie): „Salomon und die Königin von Saba“, USA 1959.


4 1Kön 3,9


5 Vgl. 1.Kön 3,12f.


6 1.Kor 1,23


7 Vgl. Ex 20,18.


8 Vgl. 1.Kön 19,12f.


9 Vgl. 1.Kor 1,18f.


10 Die Bedeutung der Worte מִשְׁפָּ֖ט וּצְדָקָֽה, die im Rest der Predigt mit „Recht und Gerechtigkeit“ wiedergegeben werden, verschiebe ich hier zugunsten einer Unterscheidung, die das Original nicht hergibt. Das ist sprachlich ungenau, erscheint mir aber im Duktus der Predigt sachgemäß.


11 Vgl. Joh 1,4f und 16.


12 Phil 4,7


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