Wasser, Blut und Geist
Predigt zu 1.Joh 5,6–13
„Blut ist dicker als Wasser“, weiß der Volksmund. Worum geht es Johannes, wenn er schreibt, dass Jesus nicht nur durch das Wasser zu uns gekommen ist, sondern auch durch das Blut?
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater,
und dem Herrn Jesus Christus.1 Amen.
Das Wort Heiliger Schrift, das diese Predigt auslegt,
ist aus dem 1. Brief des Johannes im 5. Kapitel.
Ich werde den Abschnitt im Laufe der Predigt vorlesen,
in der Übersetzung der BasisBibel.
Lasst uns beten:
Herr, Gott, Jesus Christus,
sei unter uns im Heiligen Geist,
damit Johannes’ Brief
ein Brief an uns it.
— Amen
Liebe Schwestern und Brüder,
(Einleitung)
der 1. Johannesbrief ist ein Dokument der Freude.
Er beginnt so:
1,1Was von Anfang an gegeben war,
war das Wort, das Leben bringt.
Wir haben es gehört.
Wir haben es mit eigenen Augen gesehen.
Wir haben es angeschaut und mit eigenen Händen berührt.
2Ja, das Leben selbst ist sichtbar geworden,
und wir haben es gesehen.
Wir bezeugen es und verkünden es euch:
das ewige Leben, das beim Vater war
und für uns sichtbar wurde.
3Wir haben es gesehen und gehört
und verkünden es auch euch.
Dadurch sollt auch ihr mit uns Gemeinschaft haben.
Die Gemeinschaft mit uns ist aber zugleich
die Gemeinschaft mit dem Vater
und seinem Sohn Jesus Christus.
4Dies schreiben wir,
damit die Freude uns ganz und gar erfüllt.
Die Freude,
von der hier die Rede ist,
ist die Weihnachtsfreude schlechthin.
Das Geschenk,
über das der Apostel sich so freut,
ist das Christkind selbst.
Wenn Johannes schreibt,
- er habe Jesus gehört
- und mit eigenen Augen gesehen
- und in den Arm genommen,
dann redet er natürlich vom erwachsenen Jesus.
Aber die Freude passt trotzdem zu Weihnachten,
denn Johannes weiß sich beschenkt.
In Jesus Christus ist ihm das ewige Leben erschienen.
Das ist sein Glaube
und der Ausgangspunkt,
von dem er diesen Brief schreibt.
Das ewige Leben ist nicht das Ziel,
auf das er hinargumentiert,
sondern das ist der Ausgangspunkt,
von dem er redet.
Johannes möchte uns in Überlegungen mit hineinnehmen,
über die Frage:
Wer ist Jesus Christus
und was hat das mit mir zu tun?
Sein Ziel ist nicht Argumentation,
sondern Zuspruch.
Er will uns nicht überzeugen,
sondern er will die Freude in uns wecken,
in einem Glauben,
den wir miteinander teilen.2
Im 5. Kapitel schreibt Johannes folgendes:
6Jesus Christus ist zu uns gekommen
durch das Wasser seiner Taufe und das Blut seines Todes.3
Er ist nicht nur durch das Wasser zu uns gekommen,
sondern durch das Wasser und das Blut.
Dies bezeugt der Geist,
und der Geist sagt die Wahrheit.
7Es gibt also diese drei Zeugen [...]:
8den Geist, das Wasser und das Blut.
Und diese drei stimmen überein.
9Wir sind doch bereit,
Menschen als Zeugen anzuerkennen.
Wie viel mehr zählt es dann,
wenn Gott als Zeuge auftritt!
Und das geschieht tatsächlich:
Gott selbst tritt als Zeuge für seinen Sohn auf.
10Wer an den Sohn Gottes glaubt,
hat sich diese Zeugenaussage ganz zu eigen gemacht.
Wer Gott nicht glaubt, macht ihn zum Lügner.
Denn er glaubt der Aussage nicht,
die Gott als Zeuge für seinen Sohn gemacht hat.
11Darin besteht diese Zeugenaussage:
Gott hat uns das ewige Leben gegeben,
und dieses Leben bekommen wir durch seinen Sohn.
12Wer mit dem Sohn verbunden ist,
hat das Leben bekommen.
Wer nicht mit dem Sohn Gottes verbunden ist,
hat auch das Leben nicht bekommen.
13Dies alles habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst:
Ihr habt das ewige Leben.
Denn ihr glaubt an den Sohn Gottes.
Die folgenden Überlegungen
möchte ich unter drei Überschriften stellen:
- „Wasser“,
- „Blut“
- und „Geist“.
1. Wasser
Johannes der Täufer hat eine Taufe zur Buße praktiziert.4
Seine Haltung war:
Du musst unten rum ins Himmelreich.
Reue und Buße öffnen dir die Tür,
die Gnade Gottes trägt dich hindurch.
Die Taufe ist gleichzeitig ein Ritual der Reinigung
und eine Salbung für einen Festakt.
Es ist quasi Waschen und Styling gleichzeitig.
Wer so gepflegt ist,
bedarf nichts,
außer, – ggF. – dass ihm die Füße gewaschen werden.5
Wer hier auftaucht,
ist angemessen vorbereitet
für den Thronsaal Gottes.
Wenn das so ist,
fragt man sich:
Warum hat Jesus sich taufen lassen?
Er bedarf der Reinigung nicht
und seine Verbindung zum Vater stand nie in Frage.
Man nicht der erste,
den diese Frage umtreibt.
Der Täufer selbst stellt sie.
Er wollte Jesus zuerst nicht taufen.
Gerne hätte der Täufer mit Jesus die Rollen getauscht,6
aber Jesus bestand darauf,
getauft zu werden. — Doch warum?
Der Sohn Gottes,
das ewige Wort,
wird Mensch,
damit wir Menschen zu Gott kommen können.
Jesus kommt zu uns in die Welt
und er geht dahin,
wo wir sind.
Er macht nicht halt vor den tiefsten Tiefen
oder den dunkelsten Ecken.
Wir sehen das an Leiden und Kreuz,
aber Jesus ist nicht nur bei uns in großen Gesten
und den formatfüllenden Einstellungen.
Jesus ist auch bei uns in den Kleinigkeiten,
den Alltäglichkeiten,
im geistlichen Händewaschen,
Schuhe anziehen
und loslaufen.
Jesus lässt sich taufen:
Er nimmt unsere Buße für sich an
und der Himmel öffnet sich.
Gottes Stimme spricht:
Dies ist mein lieber Sohn,
an dem ich Wohlgefallen habe.7 —
Unsere Taufe fängt damit an.
Wir sind getauft auf den Namen
des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Der Himmel ist uns von Anfang an offen.
Luther schreibt,
wir sollen tagtäglich in die Taufe „kriechen“.
Diese Geborgenheit geht mit uns jeden Tag,
im Großen und im Kleinen.
2. Blut
Johannes stellt klar:
Jesus ist nicht nur durch das Wasser zu uns gekommen,
sondern durch das Wasser und das Blut.
Blut ist bekanntlich „dicker als Wasser“.
Der Volksmund bringt damit gemeinhin zum Ausdruck,
dass Familienbande stärker ist,
als andere Bindungen.
- Sie ist physisch, körperlich.
- Wir sind „blutsverwandt“.
Das sticht die Worte einer Abmachung.
Man bricht eher einen Vertrag,
als seiner Familie zu schaden.
Die Machthaber der Bananenrepubliken der Welt
setzen ihre Geschwister und Cousins als Minister ein,
weil sie ihnen vertrauen können.
„Vetternwirtschaft“ heißt das dann auf Deutsch.
Bei Karl May schwören sich Winetou und Old Shatterhand
„Blutsbruderschaft“.
Hören ist wichtig
und Gottes Wort tut,
was es sagt.
Auf das Wort Gottes können wir uns verlassen.
Doch unsere Erfahrung lehrt uns Vorsicht mit Worten.
Zu oft wurden wir getäuscht,
zu oft haben wir falsch verstanden
oder die Dinge waren irgendwie anders schief
und mittelmäßig.
Deswegen geht Gott diesen einen Schritt weiter:
Das Wort wurde Fleisch
und wohnte unter uns
und wir sahen seine Herrlichkeit
als des eingeborenen Sohnes vom Vater,
voller Gnade und Wahrheit.8
Gott überwindet unseren Vorbehalt und unsere Zweifel
um uns nahe zu sein.
Er wird unser Blutsbruder.
Dies geschieht nicht in der Welt der Ideen und Vorstellungen,
sondern in der Geschichte.
Jesu Geburt hat einen konkreten Zeitpunkt
und einen konkreten Ort:
Es begab sich aber zu der Zeit, […]
da Quirinius Statthalter in Syrien war.
[im] jüdische[n] Land,
[in der] Stadt Davids,
die da heißt Bethlehem.9
Hier beginnt,
was sich fortsetzt bis heute,
bis zu dir und mir,
die wir hier in Frankfurt zusammen sind.
Christus ist unter uns mit mehr als einer Idee,
in mehr als Wasser.
Er schenkt sich uns mit seinem Leib und Blut,
in einer Art,
die wir greifen, fassen und zu uns nehmen können.
Nach Wasser und Blut
wenden wir uns der letzten Überschrift zu:
3. Geist
Gottes Gegenwart unter uns
und das ewige Leben das er bringt,
sind Johannes ganz gewiss.
Gott selbst ist als Zeuge für seinen Sohn aufgetreten
und hat gesagt:
Dies ist mein lieber Sohn,
an dem ich Wohlgefallen habe.10
Von dieser Zeugenaussage aus
schreibt der Apostel:
10Wer an den Sohn Gottes glaubt,
hat sich diese Zeugenaussage ganz zu eigen gemacht.
Wer Gott nicht glaubt, macht ihn zum Lügner.
Denn er glaubt der Aussage nicht,
die Gott als Zeuge für seinen Sohn gemacht hat.
Glaube ist Vertrauen.
Glaube ist, Gott abzunehmen, dass er es gut mit uns meint.
Glaube bedeutet,
auf sich selbst zu verzichten
und sich nicht auf Reichtum, Klugheit und Kraft11 zu verlassen,
sondern auf den Herrn Christus allein.
Johannes schreibt:
Gott hat uns das ewige Leben gegeben,
und dieses Leben bekommen wir durch seinen Sohn.
So herrscht unter uns der Geist Gottes,
der uns in alle Wahrheit leitet12
uns tröstet, lehrt13
und im Glauben bestärkt.
Johannes schreibt uns diese Dinge nicht –
- um einer abstrakten Wahrheit willen,
- oder weil er Dogmatik schön findet,
sondern seine Predigt mündet im Zuspruch.
13Dies alles habe ich euch geschrieben, damit ihr wisst:
Ihr habt das ewige Leben.
Denn ihr glaubt an den Sohn Gottes.
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus!14 Amen.
1 1.Kor 1,3
2 Vgl. 1Joh 1,14.
3 Die Klarstellungen „seiner Taufe“ und „seines Todes“ sind von den Überstzern der BasisBibel eingefügt worden. Im Grunde stimme ich dem
4 Vgl. Mt 3,11.
5 Vgl. Joh 13,10, die Fußwaschung durch Jesus.
6 Vgl. Mt 3,14.
7 Aus Mt 3,17.
8 Joh 1,14
9 Aus Lk 1,1–3.
10 Aus Mt 3,17.
11 Vgl. Jer 9,22f.
12 Vgl. Joh 16,13.
13 Vgl. Joh 14,26.
14 Phil 4,7
Weitere Predigten zu 2. So. n. Weihnachten:
Der zwölfjährige Jesus im Tempel
Lk 2,41–52,
2. So. n. Weihnachten
Dies ist die Predigt aus dem Blütenlese Video-Gottesdienst für den selben Sonntag.