Das Feuer des Herrn
Predigt zu Hhld 8,6f
Jesus ist der, der kann, was wir nicht können. Unsere Liebe reicht bis zum Ende unserer Kraft. Das ist weit, aber nicht unendlich. Seine Liebe ist die Liebe Gottes. Die ist unendlich und reicht bis zum Himmelreich.
Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater,
und dem Herrn Jesus Christus.1 Amen.
Das Wort Heiliger Schrift, das diese Predigt auslegt,
ist der Trauspruch,
den Pia und Samuel für sich gewählt haben.
Er steht im Hohelied der Liebe im 8. Kapitel.
Dort heißt es:
Die Liebe ist stark wie der Tod
und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich.
Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des Herrn,
so dass auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen –
und Ströme sie nicht ertränken können.
Der Herr segne an uns sein Wort. — Amen
Liebe Pia
und lieber Samuel,
liebe Festgemeinde,
(1) die größte sichtbare Macht
diesseits von Eden
ist der Tod.
- Kein Starker kann ihn niederringen.
- Kein Kluger kann ihn austricksen.
- Kein Reicher kann sich freikaufen.
Man kann sich das schönreden,
- metaphorisch,
- rhetorisch,
- poetisch,
- theoretisch
und viele wohlklingende Worte benutzen,
doch niemand kommt darum herum.
Und dann gibt es diesen Dichter von Liebesgedichten,
die es gerade in den Kanon der Bibel geschafft haben,
und sagt:
Die Liebe ist stark wie der Tod
und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich.
Es gibt in der Welt doch eine Macht,
die es mit dem Tod aufnehmen kann:
die Liebe.
Sie ein Stück vom Paradies,
das wir sonst längst verloren haben. —
Im Feuer der Liebe kann man den Ring der Macht schmieden,
aus zwei Menschen ein Paar macht.
Zusammen stellen sie sich
- dem Ansturm des Lebens,
- den Problemen,
- den Herausforderungen
- und dem Streit.
Durch diese Verbindung sind sie mehr als die Summe der Teile
und entfalten Kräfte und Fähigkeiten,
die sie alleine nicht hätten.
Als Paar kann man Stärken und Schwächen kombinieren.
- Wenn einer schwach ist oder strauchelt,
wird der andere Kraft schenken und stützen. - Wenn einem der Mut fehlt,
geht der andere tapfer voran. - Ist einer sprachlos
zitiert der andere aus der Weltliteratur –
vielleicht sogar aus der Bibel.
So kann man auf seinen Ehering schauen und wissen:
Es gibt einen Menschen,
der mir das versprochen hat.
Ich stehe hier nicht allein,
sondern ich bin Teil von einem Paar.
Das gilt selbst,
wenn ich selbst einmal versage
und meinen Partner verletze.
Die Liebe erträgt alles,
sie glaubt alles,
sie hofft alles,
sie duldet alles.2
(2) Liebe Gemeinde,
ich erlebe Menschen,
die sind Teil von einem Paar,
doch wenn sie auf ihren Ehering schauen,
zitieren sie ein ganz anderes Gedicht.
Das sei…
„Ein Ring, sie zu knechten,
sie alle zu finden,
ins Dunkel zu treiben
und ewig zu binden“?
Da fragt man sich:
Was ist denn da schief gegangen?
Nun,
Teil eines Paares zu sein, hat seinen Preis.
Man muss seine Freiheit einsetzen,
um an diesem Spiel teilzunehmen.
Das ist nicht wenig.
Hier in der Welt
ist Beziehung immer auch Arbeit.
Du stehst nicht mehr alleine
vor den Herausforderungen des Lebens,
und dein Partner will dir gerne Kraft schenken.
Doch was ist,
- wenn beide keine Kraft mehr haben?
- Wenn die Arbeit alle Zeit auffrisst?
- Wenn die Nerven blank liegen und der Streit doch ausbricht?
Ich will im Streit gerne vergeben,
wie Gott mir vergeben hat,
aber die Kräfte, die ich habe,
sind endlich.
Wenn wir uns gegenseitig
- lieben,
- halten,
- vergeben,
dann wird die Kraft in Summe nicht mehr.
Die Liebe macht aus unserer Beziehung
kein Perpetuum mobile.
Im Gegenteil:
Es kommt eher zu Reibung
und Transportverlusten.
Die Liebe ist stark wie der Tod
und Leidenschaft unwiderstehlich wie das Totenreich.
Wirklich?
Ihre Glut ist feurig
und eine Flamme des Herrn.
Hat da der Dichter Liebe verwechselt
mit Verliebtheit?
Hier in der Welt ist es doch so:
Das Feuer,
das hell leuchtet,
ist auch schnell ausgebrannt.
Das Brennmaterial scheint uns auszugehen.
Wir wollen das Feuer nähren
auf der ganzen Strecke unseres Lebens,
doch woher bekommen wir den Kraftstoff?
(3) Jesus Christus spricht:
Ich bin das Brot des Lebens.
Wer zu mir kommt,
den wird nicht hungern;
und wer an mich glaubt,
den wird nimmermehr dürsten.3
Gott liebt diese Welt so sehr,
dass er ein Mensch geworden ist,
der sich neben uns stellt.
Er kennt das Leid,
die Verletzungen,
den Streit
und die Herausforderungen,
die uns begegnen.
Wenn ihr dringend einen Freund braucht,
dann ist Jesus für euch da.
Er will gerne euer Gebet hören,
ob es Dank ist oder Klage.
Jesus ist ganz Mensch,
aber er ist auch ganz Gott.
Er hat das Problem mit der Endlichkeit nicht,
sondern schenkt euch die Kraft,
die ihr braucht
aus der Allmacht Gottes. —
An dem Abend,
als Jesus verraten wurde,
wusste er,
dass er uns hier in der Welt
zurücklässt.
Er wusste,
dass wir immer wieder Stärkung brauchen würden,
als große Gemeinschaft,
aber auch als Paar.
Deswegen hat er das heilige Abendmahl eingesetzt.
Hier kommt Jesus zu uns.
Er selbst macht sich zu dem Brot,
das uns stark macht.
Jesus nährt das Feuer,
das unsere Gemeinschaft wärmt.
Ihr als Paar seid getragen durch die Kraft,
die Christus schenkt.
Jesus ist der,
der kann,
was wir nicht können.
Unsere Liebe reicht bis zum Ende unserer Kraft.
Das ist weit, aber nicht unendlich.
Seine Liebe ist die Liebe Gottes.
Die ist unendlich und reicht bis zum Himmelreich.
Trotzdem ist er uns ganz nah.
„Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“,
sagt Jesus.
Ein Mensch findet zum Nächsten.
Ein Paar geht seinen Weg gemeinsam,
eingebunden in die Gemeinschaft von Familie,
Freunden
und Gemeinde.
Und Jesus Christus geht mit uns,
stärkt uns
und hält uns.
Diese Liebe ist stärker als der Tod
und überwindet das Totenreich.
Ihre Glut ist feurig und eine Flamme des Herrn,
so dass auch viele Wasser die Liebe nicht auslöschen –
und Ströme sie nicht ertränken können.
Amen.
Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus!4 Amen.
1 1.Kor 1,3
2 1.Kor 13,7
3 Joh 6,35
4 Phil 4,7