08:48

Neuer Himmel und neue Erde
Predigt zu Jes 65,17

70 Ewigkeitssonntag, 21. November 2021, Frankfurt am Main

Wie passt das zusammen? Auf dem Altar standen viele Kerzen für Tote und eine Taufkerze. In diesem Gottesdienst haben wir der Verstorbenen des letzten Jahres gedacht und ein kleines Mädchen getauft.

Gnade sei mit euch und Friede von Gott, unserm Vater,
und dem Herrn Jesus Christus.
1 Amen.

Liebe Brüder und Schwestern,
ich möchte euch kurz auf eine Verbindung aufmerksam machen
zwischen den beiden Lesungen, die wir gerade gehört haben.
Dazu habe ich einen Gedanken,
den ich mit euch teilen möchte.

Lasst uns beten:
Herr, Gott, himmlischer Vater,
schicke zu uns herab deinen Heiligen Geist,
damit das Wort der Seher
uns schauen mache. — Amen

Liebe Gemeinde,

Jesaja schreibt:

So spricht der Herr:
Siehe, ich will einen neuen Himmel
und eine neue Erde schaffen.

Gott verspricht,
dass die Welt voller Freude und Leben sein wird:

  • Wer arbeitet,
    kann die Früchte seiner Arbeit genießen
    und bekommt sie nicht abgenommen.
  • Wer ein Haus baut,
    wohnt selbst darin.
  • Kein Kind wird mehr den frühen Tod erleiden,
  • kein Erwachsener mehr gehen vor seiner Zeit.
  • Es wird Frieden Herrschen unter den Augen Gottes,
    Frieden zwischen den Menschen
    und selbst die Tiere
    werden sich nicht mehr gegenseitig fressen.

Jetzt lebt alles Leben auf Kosten anderen Lebens.
Dann wird alles Leben aus der Fülle Gottes hervorgehen.

Das ist ein Bild für eine sehr, sehr schöne Zukunft,
das Jesaja da malt.

Und in der Offenbarung des Johannes heißt es:

Ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde.

Das heißt,
das Versprechen,
das Gott durch den Propheten Jesaja gegeben hat,
ist vor den Augen des Sehers Johannes wahr geworden.
Johannes sieht „die Hütte Gottes bei den Menschen“.
Gott ist unmittelbar davor,
seine Wohnung in unserer Mitte zu beziehen.
Gott wird bei uns sein.

  • Er wird alle Tränen abwischen.
  • Der Tod wird nicht mehr sein,
    kein Weihen,
    noch Schmerz.

Heute ist Totensonntag.
Wir werden als Gemeinde
an diejenigen aus unserer Mitte denken,
die dieses Jahr verstorben sind.
Einige von uns sind extra heute gekommen,
weil jemand aus ihrer Familie gestorben ist.
Jemand, den sie lieb gehabt haben.
Jemand, der ihnen viel bedeutet hat.
Der Abschied hat weh getan.
Im Herzen tragen sie vielleicht noch Trauer
und ihre Tränen sind gerade erst getrocknet.

Heute im Gottesdienst werden wir ein kleines Baby taufen.
Trotzdem können wir uns nicht darüber hinwegtäuschen:
Der Tod geht an keinem von uns vorbei.

Wenn ich das so sage, fragt man sich:
Wovon redet Johannes?

Liebe Brüder und Schwestern,
das Neue Testament sagt uns an vielen Stellen:

„Das Himmelreich ist nahe herbeigekommen“.2

Das Himmelreich ist jetzt näher,
als es vorher war.

  • Aber es ist uns nicht zeitlich näher,
    als es in der Vergangenheit war,
  • es ist uns nicht räumlich näher,
    als es an einer vorherigen Station auf unserem Weg war.

Das Himmelreich ist uns wesentlich näher.

Als Jesus von den Toten auferstanden ist,
hat sich das Wesen des Himmels und der Erde geändert.
Es ist ein neuer Himmel und eine neue Erde geworden.
Und für diesen neuen Himmel und diese neue Erde
hast du Zugang und Bürgerrecht.
Und der Beleg dafür ist deine Taufe.

Jesus sagt:

1Euer Herz erschrecke nicht!
Glaubt an Gott und glaubt an mich!
2In meines Vaters Hause sind viele Wohnungen.
Wenn’s nicht so wäre,
hätte ich dann zu euch gesagt:
„Ich gehe hin, euch die Stätte zu bereiten?“
3

Jesus hat uns Zimmer klar gemacht in der Ewigkeit.

Ich habe hier meinen Schlüssel.
Dieser Schlüssel gehört zur Schließanlage der Gemeinde
und trägt die Bezeichnung GHS.

General
Hautschlüssel

Ich habe mein Schlüsselbund reduzieren können
auf einen einzigen Schlüssel,
der hier an meinem Autoschlüssel baumelt.
Der öffnet alle Türen hier in den Gebäuden der Gemeinde
inklusive meiner Wohnung.
Du hast auch so einen Schlüssel,
und zwar den Schlüssel für die Ewigkeit.
Und das ist deine Taufe.

In manchen Hotels oder Resorts
bekommt man heute eine Karte.
Die macht dann die Türen auf.
Du hast die Zugangskarte für die Ewigkeit
und das ist deine Taufe.

Manche Autos macht man heute mit dem Fingerabdruck auf.
Du brauchst keinen Fingerabdruck abzugeben,
denn du hast ja deine Taufe.

Und das gleiche gilt für all die Menschen,
deren Namen wir hier heute vorlesen.
- Inmitten unserer Trauer,
- unserem Schmerz
- und unter den Tränen, die wir weinen
wissen wir doch,
dass auch sie den Schlüssel zur Ewigkeit haben,
denn sie sind getauft.

Für jeden Menschen,
dessen Namen gleich vorgelesen wird,
werden wir eine Kerze an der Osterkerze entzünden.
Das Wunder von Ostern,
die Auferstehung Jesu,
leuchtet in ihnen.
Auch, wenn sie längst in ihren Gräbern liegen,
dieses Licht ist nicht verloschen.

An der Osterkerze
werden wir auch Alenas Taufkerze entzünden.
Das soll uns daran erinnern,
dass Jesu Licht auch in ihrem Leben leuchtet,
wie bei uns allen.
Wir sind zwar dem Tod unterworfen,
wir erleben Streit, Trauer und Vergänglichkeit,
Aber das Himmelreich ist nahe herbeigekommen.
Jesu Licht ist auch in uns entzündet.
Wir haben den Schlüssel
für Vergebung, Trost und neues Leben.  —Amen.

Und der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus! Amen.

1 1.Kor 1,3


2 Mt 3,2


3 Joh 14